Lehmverputzte Wand im Badezimmer Architekt: Jan Rösler Architekten, Sven Rickhoff / Fotograf: Simon Menges
Der Spiegel beschlägt, auf dem Boden bilden sich kleine Pfützen, weil sich Kondenswasser an den Fliesen absetzt und langsam herunterrinnt. Ein geöffnetes Fenster oder eine gute Lüftung schaffen Abhilfe, der Dampf verzieht sich mit der Zeit, die Sicht wird wieder klar. Mit Lehm wäre sie erst gar nicht getrübt worden.
Das natürliche Material reagiert stark auf Wasser. Der beim Duschen entstehende Dampf wird rasch aufgenommen und langsam wieder an die Luft abgegeben. Reicht es also, einen Klumpen Lehm in einer Ecke zu platzieren? „Je mehr Material verwendet wird, desto besser“, rät Architekt Jan Rösler, der schon viele Bäder mit Lehmbauplatten umgesetzt hat. „Bei großen Flächen reicht eine dünne Schicht von fünf bis sechs Millimetern. Doch normalerweise werden Platten mit einer Stärke von fünfundzwanzig Millimetern verwendet, die dann noch mit Lehm verputzt werden.“ Lehmbauplatten bestehen zu achtzig Prozent aus Lehm, der auf einer Armierung aufgebracht ist. Alternativ können Wände auch direkt mit Lehm verputzt werden, dafür eignet sich aber nicht jeder Untergrund.
Lehm passt in jedes Bad
„Wie viel Dampf aufgenommen wird, hängt natürlich auch von der Stärke der Lehmschicht ab und der absoluten Fläche, auf der der Lehm aufgebracht ist“, weiß Rösler. Für einen Singlehaushalt etwa empfiehlt er, rund ein bis zwei Quadratmeter mit Lehm zu versehen. Das kann auch ganz unauffällig an der Decke sein, selbst in der Dusche – sofern der Brausekopf weit genug entfernt ist. Denn: Lehm ist nicht wasserfest, lässt sich auch nicht feucht abwischen. „Um das Waschbecken herum würden durch Spritzer auf dem Lehm langfristig unschöne Flecken entstehen. Ein Fliesenspiegel oder Glas schützt hier“, so Rösler. Schimmelbildung ist hingegen eher unwahrscheinlich, da sich eben keine Staunässe bildet. Lehm trägt insgesamt zu einem besseren Raumklima bei.
Nicht nur lehmfarben
Und wie steht es um die Ästhetik? Braun ist die natürliche Farbe des Lehms. Wem das nicht gefällt, kann den Lehmputz durchgefärbt erhalten oder mit Lehmfarbe überstreichen. Wichtig dabei ist allerdings, dass die Farbe die Eigenschaften des Lehms nicht vermindert. Wer Lehmplatten mit Fliesen kombinieren möchte, kann beim Einbau darauf achten, dass die Fliesen auf einem Unterbau aufgebracht werden, damit sie bündig mit den Lehmwänden abschließen.
Und auch nachträglich lässt sich Lehm im Bad integrieren. Zum einen können Lehmbauplatten eben an der Decke montiert werden, was auch bei kleinen Bädern eine gute Möglichkeit ist. Zum anderen lassen sich die Platten leicht auf verschiedene Untergründe schrauben. „Lehm hat viele Vorteile. Doch er ist empfindlich was Stöße angeht und aufwendiger zu reparieren“, betont Rösler. Ein wenig Toleranz gehört also schon dazu, mit Lehm zu leben. Aber aus ökologischer und gesundheitlicher Sicht sind Lehmwände im Bad sicher ein Gewinn.